Ein Abend mit Kunst und Debatte

Was heißt hier ‚immaculata‘?

Braut und Reinheit in jüdischen und katholischen Kontexten

7.12.2023, 19.00 Uhr
Katholische Akademie Berlin, Clubraum 

Was heißt hier ‚immaculata‘? Braut und Reinheit in jüdischen und katholischen Kontexten

Ein Abend mit Kunst und Debatte 
7.12.2023, 19.00 Uhr

Katholische Akademie Berlin, Clubraum
Hannoversche Str. 5, 10115 Berlin

Seit dem Mittelalter wird am 8. Dezember, genau 40 Wochen vor dem 8. September, an dem die Geburt Marias gefeiert wird, das Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens begangen. Dabei wird gefeiert, dass Maria, um als „Coredemptrix“ im Erlösungsgeschehen mitwirken zu können, selbst „im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, rein von jedem Makel der Erbschuld bewahrt” worden sei. So erklärt es Papst Pius IX., der am 8. Dezember 1854 das „unfehlbare Dogma” verkündete, nach dem Maria nicht nur ihr Kind, Jesus, ohne Sünde empfangen habe, sondern auch von ihrer Empfängnis an „immaculata“ gewesen sei.

Vorstellungen von Reinheit finden sich in allen Kulturen dieser Welt. Die blutigen Vorgänge der geschlechtlichen Fortpflanzung scheinen eine Fantasie von Reinheit geradezu aus sich hervorzutreiben – und insbesondere die universale Braut und künftige Mutter soll „rein“ sein. 

Schöpferische Frauen stellen die Reinheitszumutung in Frage:
Wie re-soniert das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariens, das im Hochfest am 8.12. gefeiert wird, in Leben und Denken der Weiblichkeit? Welche Rolle spielen Zuschreibungen und Ansprüche von Reinheit an „die Braut“ in den umgebenden religiös-sozialen Feldern? Können Kunst oder talmudische Hermeneutik helfen, Traditionen neu zu verstehen, die unter einer zeitgenössisch-psychologi(sti)schen Perspektive hoffnungslos durchschaut und überkommen sind? Können Kunst oder talmudische Hermeneutik ein Befreiungspotential mobilisieren, wo sowohl die dogmatischen als auch die orthodoxen als auch die seelenwissenschaftlichen Festlegungen weibliche Eigenständigkeit eher beschränken und verstümmeln? Und was ist jeweils der Preis?

Materiale Grundlage des Abends sind einerseits Bildwerke von Elisabeth Masé zum Thema, andererseits der Essay „Die talmudische Braut. Eine Skizze zu ihrem (sexuellen) Begehren“ von Almut Sh. Bruckstein, Sonderheft 5, (sowie im Hintergrund Sonderheft 1 von Gesine Palmer, „Der Gedanke ist mir nicht unangenehm. Über Chris Kraus‘ I Love Dick“). Die Materialien werden präsentiert und diskutiert, sie sind an dem Abend auch zu erwerben. 

Referentinnen

Dr. Almut Bruckstein und Elisabeth Masé
Zuständige Referentin der KAiB: Dr. Gesine Palmer

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Was heißt hier “Immaculata‘” ?
Braut und Reinheit in jüdischen und katholischen Kontexten.
Veranstaltung: 1:22 Stunden

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Die Mondbraut: Inszenierung einer Ikone
Kurzfilm: 2:40 Minuten

Referentinnen

Almut Shulamit Bruckstein

Prof. Dr. Almut Shulamit Bruckstein ist Gründerin des Taswir-Projekts, internationale Kuratorin, Kulturtheoretikerin, Kunstkritikerin und Autorin. Bruckstein hatte zahlreiche Gastprofessuren und Fellowships in Hamburg, Philadelphia, Berlin, Frankfurt a.M., Basel und Istanbul inne. Sie kuratierte zahlreiche Ausstellungen und ihre Veröffentlichungen umfassen Monografien, Essays, Dossiers, Kunstkritiken, und Feuilleton-Beiträge zu jüdischen Denktraditionen, Bildwissenschaft, Kritiken kolonialer Ausstellungspraxis und Gender-Theorien. Unter ihren jüngsten Veröffentlichungen und Ausstellungen sind „Lady Dada Kalam“ (2017), „Wednesday Society. The Couch of Meret O.“ (2019), „House of Taswir“ (2014), “Fragments From Our Beautiful Future” (2017), und “Freud. Talmud. Taswir” (2019). 

Elisabeth Masé

Elisabeth Masé ist Malerin, Zeichnerin und Schriftstellerin, realisiert partizipative Kunstprojekte in Europa, Westafrika und den USA, fotografiert, stellt Objekte her, entwirft Architekturen, produziert Filme und arbeitet als Dramaturgin, Regisseurin und Szenografin mit einer internationalen Tanzkompanie. Sie lehrte als Dozentin an der HGK/FHNW in Basel und 1994 als Gastprofessorin an der staatlichen Kunstakademie in Oslo, stellte in Europa und den USA in namhaften Museen und Kunstvereinen aus und veröffentlichte u.a. im Verlag Kleinheinrich, Münster, bibliophile Bücher, zuletzt den Roman “Das schlafende Krokodil“. Ihre Gemälde, Objekte und Papierarbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Kunstsammlungen in Deutschland, der Schweiz, Italien und den USA. Seit 1996 lebt und arbeitet sie in Deutschland, seit 2012 in Berlin.


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